Herr Corpsstudent, vernetzen Sie sich!

Anmoderation:

Im Vorfeld entschied ich mich, nicht groß auf die PowerPointPräsentations-Pauke hauen zu wollen:  Networking heißt eben auch Reduktion auf das Wesentliche - in diesem Falle auf ein Flipchart.

Vorneweg: Ich werde versuchen, das Netzweben sehr generalistisch abzuhandeln, bin aber hinsichtlich des Nutzwertes für meine Corpsbrüder gezwungen, einige konkrete und auf's Corpsstudentische bezogene Beispiele zu formulieren. Davon mögen sich die nichtkorporierten Zuhörerinnen und Zuhörer bitte nicht abschrecken lassen, da sich die Beispiele zumeist auch auf andere Gemeinschaften projezieren läßt, obwohl der grundsätzliche Unterschied zwischen Lebensbund (und Erziehungsgemeinschaft?!) und einer Gruppierung, die lediglich Interessen bündelt (Aiesec) auf der Hand liegt.

 

Aufbau:

Querverbindungen in- und außerhalb des Corps sind heute, angesichts unserer Nachwuchslage bezogen auf die Aktiven und Inaktiven, als auch das universitäre und berufliche Netzwerken betreffend - wichtiger denn je. So hiess es dann auch in einem

FAZ-Artikel vom 07. September 2002: "Informelle Beziehungen helfen bei der Jobsuche"

Private Kontakte und informelle Beziehungen sind bei der Jobsuche offenbar wertvoller als das Arbeitsamt. Die Stärken des Arbeitsamtes liegen eher bei den Problemgruppen des Arbeitsmarktes. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institutes (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung und von Infratest Sozialforschung. Die Wissenschaftler befragten mehr als 2400 Personen, die seit dem Herbst 1999 ihren Arbeitsplatz verloren haben, auf welchen Wegen sie neue Arbeit gesucht und gefunden haben. Nur 12 Prozent gaben an, das Arbeitsamt habe ihnen zu dem neuen Job verholfen. 30 Prozent führten dagegen - [also fast ein Drittel aller Befragten] den Erfolg auf Freunde, Bekannte und Verwandte zurück, 27 Prozent auf Anzeigen und Ausschreibungen. Selbst Initiativbewerbungen haben mit 15 Prozent einen größeren Anteil am Erfolg als die Arbeitsämter.

Das werden Florian Gerster und Peter Hartz nicht gerne hören!

Wertvolle und belastbare Kontakte, müssen nicht nur fein gesponnen, sie müssen nach Möglichkeit auch zeitig geknüpft werden: Wir fangen nicht, polemisch gesprochen, so früh an, gemeinsam Dreck zu fressen wie englische Eliteschüler. Aber auch die Mensur und andere gemeinschaftliche Erlebnisse im Corps schweißen - im wahrsten Sinne des Wortes (Platitüde: "Schweiß spart Blut - aber warum am falschen Ende sparen?!") zusammen. Aber auch im Beruf ist das Netzwerken unumgänglich und nützt von Beginn an:

Der entscheidende Pluspunkt bei Bewerberauswahl. Ersatz für die plötzlich erkrankte Dolmetscherin. Becircten von Sekretärinnen und Assistentinnen, um Termine zu resp. um systematisch am Telefon abgeschirmte Gesprächspartner (m/w) an die Strippe zu bekommen. Studienfreund, der bei Computervirus weiterhilft. Und dabei kommt das Entscheidende heraus:

Einbauen: Teile des Editorials von "Corps", Ausgabe 03/2002

Beziehungen, die in Krisensituationen nützlich sind, entstehen nicht über Nacht: Nur wer laufend in sein Beziehungskonto einzahlt und andere in ihren Bemühungen großzügig unterstützt, weiß im Bedarfsfall, wo er Insiderinformationen, Kontaktadressen, Akquitermine und konkrete Hilfe bekommen kann.

Ergo: Das Know-who ist genauso wichtig wie Know-how

Denn: Kontakte die frühzeitig und "auf gleicher Höhe" geschlossen werden, halten etwas aus. Ob es die Warteschlange vor der Mensa, das gemeinsame Biwak bei der Bundeswehr, Erstsemesterveranstaltungen wie STOP- oder OE-Gruppen in der Universität sind - idealiter unter Beteiligung eines oder mehrerer Corpsbrüder – man sollte (das schlimme Wort!) das Keilen nicht außer Acht lassen, gemeinsames Grillen am Baggersee mit Kommilitoninnen und Kommilitonen, – frühe Kontakte, die geknüpft werden sind belastbar, führen (auf's Corpsstudententum reduziert) im Idealfalle zur Generierung neuer Füchse – zumindest aber zur Schaffung eines Sympathisantenumfeldes, das gerade an "problematischen" Hochschulen wie beispielsweise Göttingen oder Marburg, sehr viel wert ist.

EIGENINITIATIVE IST AN DER MASSENUNI ÜBERLEBENSWICHTIG. NUR WER KONTAKTFÄHIG IST UND SICH DURCHBEISST, KANN DEN STUDIENSTART GUT ÜBERSTEHEN.

Zitat:

Stefan Smaczny lässt keine Party aus. Gleich in den ersten Tagen an der Hamburger Universität meldete er sich freiwillig zum Thekendienst. Eine ganze Nacht lang versorgte der 23-Jährige so seine Kommilitonen auf der Erstsemesterfete des Fachbereichs Rechtswissenschaften mit Bier und Cola. Danach war er zwar völlig geschafft, doch sein Ziel hatte er erreicht: Möglichst viele Mitstudenten in kürzester Zeit kennen zu lernen. Denn das bringt nicht nur Spaß, sondern gehört für ihn zur Überlebensstrategie an seiner großen Universität. Nicht nur für ihn. Kontakte sind das Gegengift zu Vereinsamung und Isolation an Massenbetrieben wie Hamburg, Köln, München oder Berlin, wo zwischen 38000 und 63000 Studenten eingeschrieben sind und ein Professor bis zu 200 Kommilitonen betreut. ,,Vor allem der Informationsaustausch unter Mitstudenten ist immens wichtig", betont Stefan. ,,Man hat hier eine Holschuld. Wenn du nicht selbst aktiv wirst, kümmert sich niemand darum, ob du studierst oder im Bett liegen bleibst." (Aus: Wirtschaftswoche - next, Ausgabe 1/2003, Seite 78)

By the Way: Zweifelsfrei sind Kontakte das Gegengift wider die Vereinsammung - wir jedoch - und unser Non-Profit-Angebot sind, das kann ich gleichermaßen selbstbewußt wie überzeugt sagen, wir sind die Medizin!

Wichtig bei Kontakten ist es, auch wenn sie neueren Datums sind, sie in und zu beidseitigem Nutzen zu instrumentalisieren, dies jedoch, ohne das ein "Geschmäckle" (zurück)bleibt - das ist manchmal ein richtiger Eiertanz, der Einfühlungsvermögen und Diplomatie erfordert!

Beispiel Praktikum: Ich besorgte der Freundin eines ehemaligen Kommilitonen, der ATVer ist, ein Praktikum bei einem nicht unbekannten ostwestfälischen Medienkonzern, dafür konnte er mir u.a. die Ansprechpartner nennen, die bei einer Absolventenmesse in Marburg anwesend waren. Dies führte dann zu einem sehr erfolgreichen Akquisitionstermin bei einem Großlogistikunternehmen im Rhein-Main-Gebiet.

Exkurs Kontaktstaerke

Bloss weil Sie eine Quasselstrippe am Telefon sind, sind Sie noch lange nicht kontaktstark. Auch wenn Sie bei Bedarf gut Produkte verkaufen koennen, zeichnet Sie das nicht als kontaktstark aus. Gemeint ist damit, dass Sie es verstehen, auf fremde Menschen zuzugehen und ihnen genau das zu bieten, was sie sich immer gewuenscht haben. Bei NLP würde man es "pacen" nennen.

Die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt anzusprechen, kann Ihnen ausserdem viele Vorteile verschaffen.

Allerdings ist es auch nicht damit getan, Kontakte zu knüpfen. Beziehungen wollen auch gepflegt werden - innerhalb und ausserhalb der Arbeitswelt. Auch wichtig: Gehen Sie hin und wieder mit den Kollegen zum Mittagessen. Sondern Sie sich nicht ab, auch wenn das Arbeitspensum hoch ist. Anforderungen, die sich dahinter verbergen: Freude am Kontakt mit anderen Menschen und - vor allem: Interesse an ihnen!

Networking als Lebensform

Die richtigen Leute zu kennen, zu den richtigen Veranstaltungen eingeladen zu werden, ist geschäfts- resp. karrierefördernd! Das ist ein nicht zu leugnender Umstand und hat nichts mit Seilschaften oder Vitamin B zu tun.

Bei großen Teilen unserer Bevölkerung wird es pejorativ bewertet und besetzt: Vetternwirtschaft, Klüngel, Köln.

Deshalb gibt es Verbände, Genossenschaften, Alumnis, Gewerksschaften, Sportvereine – die Liste ließe sich beliebig fortführen – aber eben auch Studentenverbindungen im allgemeinen und Corps im speziellen.

Provokant gesprochen: "Cliquen-Wirtschaft" ist besser und nützlicher besser als ihr Ruf

In den angelsächsischen Ländern sind "Old-Boy"-Netzwerke schon lange Standard. Auch in Frankreich, bei EOS-Absolventen. Selbst die Philipps-Universität hat die Bedeutung erkannt und forciert "Ehemaligenverbände".

Wir gehen sicherlich d’accord, das Begünstigungsauswüchse zu bekämpfen sind. Doch worum geht es wirklich: Eigentlich geht es um Interessengemeinschaften, die es verstehen, Stärken der Einzelmitglieder zu bündeln.

Selbstverständlich versuchen Verbindungen, Angehörige dieser zu protegieren und zu fördern, das ist ganz natürlich - von der Familie über Parteien bis zur Polizeigewerkschaft tun das alle sozialen Gruppen, das ist - stark verkürzt gesprochen - deren Hauptzweck!

Artikel »Es ist natürlich etwas anderes, wenn man weiß, der andere war auch aktiv«. Vom Nutzen, ein Corpsstudent, Burschen- oder Landsmannschafter zu sein: Keine Seilschaften, aber Netzwerke / Von Peter Schmitt, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26.03.2000, S. 3

Alle Verbindungen werben beim möglichen Nachwuchs damit, dass eine Mitgliedschaft beruflich von Nutzen sein kann. Zwar wird heute niemand mehr, wie noch von Heinrich Mann in seinem Buch »Der Untertan« geschildert, einen Mitläufer oder Versager weiterempfehlen. Aber die einzelnen Verbindungen und Verbände vergeben Studienpreise und Stipendien, veranstalten eigene Rhetorikseminare oder bieten gezielt Stellen an. Mit Vorurteilen wie diesen tun sich Korprorierte noch immer schwer. Selbstverständlich gibt es ein deutschlandweites Netzwerk. Daß das einem Waffenbruder, der durchs Examen gefallen ist, nichts nützt, liegt auf der Hand. Dennoch reden einige nicht gerne darüber, daß sie Alte Herren von schlagenden Verbindungen sind. Auch der Frankfurter Finanz- und Personaldezernent Albrech Galser (CDU) und Hessens Landtagspräsident Klaus-Peter Möller (CDU) nicht.

Beispiel Rezzo Schlauch und Rolf Schlierer (REP)" "Dass ein Grüner wie Rezzo Schlauch zugleich Burschenschafter sein kann, ist für den einstigen Jurastudenten und Sympathisanten des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds kein Widerspruch. Eher zufällig ist er 1966 Burschenschafter geworden. Damals sei er mit einem Freund an einem Verbindungshaus vorbeigekommen und habe sich gesagt: »Da gehen wir rein, die nehmen wir mal auf die Schippe.« Und dann ist er bei Saxo-Silesia Freiburg hängen geblieben. Aber Schlauch bereut es nicht. Gemeinsam mit seinen Bundesbrüdern habe er gegen den Krieg in Vietnam demonstriert, begeistert hätten sie den berühmten Disput zwischen Ralf Dahrendorf und Rudi Dutschke 1968 live miterlebt. Als ideologisch freischwebender Linker hat sich Schlauch, der fünfmal gefochten, hat in der liberal gesonnenen Burschenschaft wohl gefühlt. Als sich das später änderte ist er ausgetreten. Noch heute aber lässt er sich gerne von Verbindungen zum Meinungsaustausch bitten. Die Idee, dass sich Akademiker zu einem »hochdemokratischen« Freundeskreis auf Lebenszeit zusammenfinden, hält der grüne Realo nach wie vor fur unterstützenswert. "

Im übrigen, nicht zuletzt dank der besonderen "Marburger Situation": Bei Verbindungen heißt das negativ "Seilschaft", an der Uni schön "Alumni", beim Frauenkreis positiv "Networking". Das nur am Rande.

Die Corps decken mit ihrem Angebot nur einen kleinen Teil des Networkings ab, jedoch einen wirkungsvollen - und noch weiter auszubauenden Teil.

Es geht lediglich darum, Interessen bündeln, als aktuelles und gelungenes Beispiel möchte ich hier die Initiative von Medienschaffenden im Rhein-Main-Gebiet "m hoch 2" [www.medienmittwoch.de] anführen, deren Veranstaltungen ich regelmäßig besuche.

Das Ziel dieser Initiative ist es, die Rhein-Main-Region als vitalen Medienstandort darzustellen und als Alternative zu "traditionellen" Standorten wie bsplw. Köln, München oder Hamburg zu positionieren. Bei der ersten Veranstaltung hieß es in der Presse, die Initiative werde nach zwei Veranstaltungen wieder einschlafen - mittlerweile existiert man ein knappes Jahr und kann auf mehr als 12 erfolgreiche Veranstaltungen zurückblicken.

[...]-Beispiel: [...] und [...] auf der Veranstaltung "Die Rückkehr des Hofnarren" à das dort ausgehändigte Buch paßt hervorragend auf die [...]-Problematik – und wohl nicht nur auf die...

Neben dem Beisammensein, den daraus resultierenden interessanten (und natürlich auch weniger interessanten) Kontakten und der Multiplikatorenfunktion, kann man sich über Fortbildungen und Seminare etc. austauschen und Ihren Nutzen im Dialog erörtern.

Beispiel: [...]

Doch: Echtes Networking findet nicht im Zwei-Wochen-Rhythmus statt, zu vorgegebenen Terminen, sondern Tag für Tag!

Für die Aktiven und Inaktiven im natürlichen Biotop Hochschule, auf Seminaren, in Seminaren, in der Mensa, in der Kneipe. Für die anderen Zuhörer und Corpsstudenten im Beruf gilt: Netzwerkerweiterung geschieht überall: Im Flugzeug, im ICE-Abteil, in der U-Bahn, beim Pendeln, an der Hotelbar, beim Schulfest.

Oder eben auch im Niedersachsenstadion. Anekdote: Februar 2000, BMG gegen Hannover, Kennenlernen und Visitenkartenaustausch mit einem Hamburger Unternehmensberater im Gladbachblock, der a) fussballerischen Geschmack bewieß und b) mir 2 sehr gute Kandidaten für ein aktuelles Mandat nennen konnte, das ich damals betreute.

Was wir alle haben – auch wenn man die ein oder andere "Chi-Chi-Veranstaltung" durchaus ambivalent sieht: Kommunikationsfähigkeit!

Es geht nicht um institutionalisierte Treffen - es geht um Gesprächsbereitschaft an jedem Tag. Auch nach Feierabend und im Privatleben. Nach Vorlesungsende. Am Heimatort.

Das gilt für alte wie junge Corpsstudenten. Das gilt für alle Vereine, Interessengruppen + Zusammenschlüsse jeglicher Couleur. Nicht nur unter Kosten-Nutzen-Aspekten schließt man sich zusammen, man tut dies auch aus sozialer Verantwortung, z.B. unter Charity-Aspekten (Lions, Rotary etc.)

Wenn man auf dem Kösener nur mit Verhältnissen säuft, nicht rechts und links guckt und farbkreisübergreifende Gespräche auf Pöbeleien und Bierjungen reduziert, so erfährt man nie, das der Neffe des Grünen neben einem, mit dem man so schneidig säuft, aber eben nur dies, bald ein Studium am eigenen Hochschulort beginnt und gerne aktiv werden will und er keinen "natürlichen Anlaufpunkt" beispielsweise in Marburg hat, da es kein grünes Corps am Ort gibt.

Und das läßt sich auch auf die Welt jenseits der Universität zuschneiden: Wenn man auf einem Schulfest der Kinder direkt auf bekannte Gesichter zusteuert, wird man nie erfahren, daß der grillende Vater (mit dem ungepflegten Vollbart) als Wirtschaftsjournalist bei dem Magazin, für das sie immer schon mal einen Namensartikel schreiben – oder auch am Karrieretelefon sitzen wollte, arbeitet...

Und wenn man sich auf einem Flug nach Zürich ostentativ hinter dem Handelsblatt versteckt, erfährt man nicht, das neben einem der Personalchef einer großen Medizintechnikunternehmung sitzt. Ferner: Die Visitenkarte muß locker sitzen!

Doch – diese Aspekte der Kommunikationsbereitschaft [im Sinne von "stets auf dem Sprung sein", bzw. Bereitschaftsdienst] können wir für das gros des Corpsstudententums vernachlässigen – da läuft es m. E. nach hervorragend. Auch braucht man hier keine vulgärpsychologischen Ausführungen, wie man in’s Gespräch kommt – einzelne ausklammernd – jeder von uns hat seine "Masche".

Genau wie man an Termine kommt, hat hier jeder seine individuelle Art – und zumeist erfolgreiche Weise.

Wichtig ist also, den Kontakt zu suchen

Noch wichtiger ist: Den Kontakt pflegen!

Ob beim Smalltalk im Lift in Sindelfingen, im Flieger, bei einem Grillfest einer Stadtteilgemeinde, im Fussballstadion oder bei einem Marketingtreffen – um Netzwerke zu knüpfen (und gegebenenfalls Allianzen aufzubauen), braucht es mehr: Zeit, Energie, Aufmerksamkeit – und einen langen Atem.

Versprechen einhalten!

Ganz egal, was man dem Kontakt oder Gesprächspartner versprochen hat, einige Informationen über das BWL-Studium in Heidelberg, den Ansprechpartner für ein Promotionsstipendium, die Adresse des gefragten Persönlichkeitsberaters, des Fortbildungsinstitutes, eine Infobroschüre, die URL einer Website oder das Exemplar eines vergriffenen Buches:

Schicken Sie es ihm am gleichen oder spätestens am nächsten Tag – mit einer kleinen Notiz – zu. Das klappt zumeist auch gut bei uns und klingt eigentlich banal – und ist doch weiter mehr, als die Mehrheit der Menschen zu leisten bereit ist!

"Kennen Sie die Demoversion von Moneymaker 14.11. Ich schicke Ihnen mal die CD, stecke Sie schnell in einen Umschlag"

Hinterher erweißt sich die Einhaltung solcher Ankündigungen dann of als lästig!

Verbindungen regelmäßig pflegen!

Welche aus dem "früheren Leben", also mit Schulfreunden, Kameraden aus dem Sportverein oder ehemaligen Kollegen mal einen Kaffee trinken, Golfen mit Geschäftspartnern, Bierjungen mit den SC-Koätanen, weitere Beispiele improvisieren.

Aber: Lose Kontakte dieser Art verlaufen leicht im Sande! Niemals versäumen, sich von Zeit zu Zeit zu melden:

Eine Einladung zu einem Diskussionsforum schicken, das man besucht, die Kopie eines Artikels, den man geschrieben hat verschicken ([...] eMail an KBP - früherer Personalchef der [...] - schreibt übrigens eine hervorragende Fussballkolumne auf www.spiegel.de!!), die Kopie eines Artikels über das Lieblingsthema eines wichtigen Kandidaten oder Klienten (geht formlos, bei privateren Kontakte mit einem Klebebabsch als Notiz oder einem Kurzbrief); ab und an mit Alphakandidaten und Klienten telefonieren! Aber auch die Corpsbinnenkommunikation nicht aus den Augen verlieren. Wenn man einen Artikel on- oder offline liest, von dem man weiss, das er einen Corpsbruder oder AH, der länger nicht mehr da war interessiert: Mit einem kurzen Gruss per e- oder snailmail zusenden!

Und – siehe unserer sehr gutes Agieren bei Weihnachtsmailings und der Cocktailveranstaltung:

Ab und zu mal eine Couleur- oder Geburtstagskarte und sonst etwas per SnailMail schicken: Wissenschaftler der Pennsylvania State University haben herausgefunden, das Weihnachts- und Urlaubskarten bei den befragten Personen zwischen 24 und 87 Jahren wahre Glücksgefühle auslösen. Der Grund: Wer viele Kartengrüße erhält, fühlt sich in seinem Leben sozial verankert!

 

Details erinnern!

Eine Selbstverständlichkeit! Auf der Visitenkarte – ob Papier oder elektronisch - Eigenheiten und Vorlieben vermerken, Besonderheiten bei der Begegnung memorieren, dem eigenen Gedächtnis nachhelfen. Wenn des denn sein muß, kann es auch ein kurzes Memo sein. Man wundert sich, wie fruchtbar weitere Gespräche verlaufen, wenn man private Details erinnert und in Unterhaltungen einfließen lassen kann. Der Praktische Arzt von Nebenan mit den tausend Patientinnen und Patienten ist kein Gehirnakrobat, sondern macht sich wichtige Notizen zu privaten und beruflichen Umfeld, auf denen er aufbauen kann und aus ärztlicher Sicht auch aufbauen muß!

Beispiel aus meinem Bereich: Mein Kandidat [...] hat eine Frau, die in der Wirtschaftsredaktion der FAZ arbeitet. Er sollte mir mal die richtigen Ansprechpartner für den Bereich Wirtschaft, Schwerpunkt Personalberatung besorgen, um PR für Kunze-Böcking zu machen. Dies geschah.

Das alte Gesetz: Man trifft sich immer zweimal im Leben.

Ich denke, da brauche ich keine Beispiele zu nennen. Aus meiner beruflichen Erfahrung fällt mir nur ein Beispiel ein, das einen wunderbaren Akquikontakt grotesk "versaute": Mit [...] war ich bei der [...], neben unserem Ansprechpartner wohnte diesem Gespräch ein Personaler bei, den [...] einmal sehr zeitoptimiert (sprich in 20 Minuten total "abbügelte") im Steigenberger in Düsseldorf interviewte..... unnötig zu sagen, daß sich die [...] - nach Rücksprache - doch nicht entschließen konnte, uns das Mandat zu geben....

Wichtig: Das Gleichgewicht von Geben und Nehmen

Es gibt Allianzen, in denen der Vorteil des Zusammenhalt größer ist als die gegenseitige Sympathie.

Beispiele für Zweckallianzen: Bill Gates und Steve Ballmer bei Microsoft, das Sozitrio Scharping, Lafontaine und Schröder und die erfolgreiche 1998er Bundestagswahl.

Und das gros der beruflichen Kontakte pflegen wir vor allem nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip - das eigene Fortkommen resp. die Generierung von Geschäft und Mandaten oder Kandidaten fest im Blick. Solche Zweckgemeinschaften sind zwar legitim, funktionieren aber auf Dauer nur, wenn für alle Beteiligten die Balance zwischen Geben und nehmen stimmt.

Dabei ist eine Absahnermentalität genauso wenig gefragt, wie eine Aufopferungshaltung!

Wer immer nur nimmt (ein alter Kalauer, der zusehend in Vergessenheit gerät: "Du bist wohl vom Stamme Nimm!") wird schnell als rücksichtsloser Egoist erscheinen und stößt auf Widerstand. Deshalb sollte man nie versäumen, Dankesschulden zu begleichen.

Ein Beispiel: Eine Praktikantin, die vor dem großen Auftritt der Vertriebsabteilung West beim Strategiemeeting die Excel-Tabellen und Graphiken des Vertriebs klaglos ständig aktualisiert hat, verdient mehr als nur ein Dankeschön und den feuchten Händedruck.

Eine gute "Revanche" wäre es, die Dame mit zwei oder drei Leuten in Kontakt zu bringen, die ihr für ihr individuelles Fortkommen nützlich sein könnten. "Ich möchte ihnen Hendriette Krone-Schmalz vorstellen, sie studiert Marketing und hat mich in den letzten Tagen hervorragend unterstützt."

Auf der Nehmerseite: Wenn uns jemand mit einem guten Tip oder einer Empfehlung weitergeholfen hat, laßt ihn unbedingt wissen, was aus der Sache geworden ist; er fühlt sich dann als "Förder" oder "temporärer Mentor" und wird weiter die Augen für uns offen halten!

Ferner: Wer immmer nur gibt, wird irgendwann bitter. Gleichzeitig vermittelt er anderen – neben einer gewissen Unverbindlichkeit (Überspitzt formuliert: "Das Corps Suevia-Strassburg lädt mich immer so nett zum Mittagessen und zum Biertrinken auf’s Haus oder in’s Kino und will nichts von mir!") - sie sich verpflichten, schärfer: abhängig machen, zu wollen.

Wichtig ist es, folgendes zu lernen, aber vor allem auch zu begreifen: Sich selbst auch einmal helfen, einladen oder auch "nur" loben zu lassen.

UND DENOCH: GENIEREN SIE SICH NICHT, DIE BEGLEICHUNG OFFENER RECHNUNGEN EINZUFORDERN!

Nichts schenken lassen!

Denn: Networking ist Handeln auf gleicher Ebene!

Wir engagieren uns, in dem wir einen Kontakt oder Auftrag vermitteln, in dem wir hoffnungslose Fälle interviewen und wieder in Lohn und Brot bringen wollen – und hoffen, daß sich unsere Mühe irgenwann auszahlt. Geht diese Rechnung einmal nicht auf, können wir uns mit der Binsenweisheit "Geben ist seliger als nehmen" behelfen.

Der umgekehrte Fall ist deutlich problematischer, auch wenn ich oben erwähnte, man solle sich selbst auch einmal helfen lassen: Wir nehmen einen Gefallen an, lassen ihn uns wohlmöglich aufdrängen – und geraten damit in Zugzwang. Wir haben eine Rechnung offen und sind verpflichtet , uns in absehbarer Zeit zu revanchieren, wenn wir dem anderen nichts schuldig sein wollen.

Robert B. Cialdini, ein führender US-amerikanischer Sozialpsychologe, hat sich ausführlich mit dem Komplex Dankesschuld und und Vergeltungsregeln beschäftigt. Sein Resümee:

"Eine erste kleine Gefälligkeit kann ein Gefühl hervorrufen, zu einer deutlich aufwendigeren Erwiderung verpflichtet zu sein."

Geschenke und Gefälligkeiten sind deshalb ein mächtiges Mittel der Beinflußung!

Um ein sehr bildhaftes Beispiel zu bemühen, so sehe ich uns wie einen Herrenaustatter ("Wir wollen die besten Pullover der Stadt verkaufen und dazu eine Hose und ein Paar Schuhe"). Unsere Produktpalette besteht aus dem

es zeigt sich in Kleinigkeiten: Viele Bekleidungsgeschäfte bieten während der Anproben einen Espresso oder Prosecco an. Nette Geste – und wenn man erst einmal einen Kaffee akzeptiert hat, fällt es den meisten schwer, den Laden zu verlassen ohne wenigstens ein T-Shirt gekauft zu haben. Mit einem Einsatz von einem Euro lassen sich auf diese Weise leicht zwei- oder dreistellige Renditen erzielen

Unabhängigkeit bewahren!

Bei allem Gezeitenwechsel von Geben und Nehmen - lieber einmal verzichten und für sich selbst - neben auf der Hand liegenden - Do's und Don'ts entwickeln. Ggf. improvisieren – Journalist – Lokalpolitiker – Tennis- oder Golfclub

Professionell bleiben!

Egal mit wem: Kandidaten, Klienten, Verbindungszusammenhänge, Studienfreunde, sonstiges Netzwerk: Von Anfang an mit offenen Karten spielen! Den Gegenüber nicht im Ungewissen lassen, das ungeachtet aller privater Sympathie, die geschäftliche, bzw. berufliche Entwicklung an oberster Stelle steht!

Dann wissen alle, was Sache ist. Der Mentor wird sich nicht der Illusion hingeben, man könnte eines Tages in seine Fußstapfen treten, selbst wenn eine andere Firma mit einer anspruchsvolleren Aufgabe lockt.

Dem Bekannten aus dem Wirtschaftclub ist völlig klar, das er den Auftrag (ANDERES BEISPIEL!) nur bekommen wird, wenn er ein mindestens ebenso günstiges Angebot vorlegen kann, wie die Konkurenz.

Und ein früherer Kollege sollte wissen, das die Privatfreundschaft für ihn weder bequeme Hängematte noch Freikarte für den Aufstieg ist.

Ja-Sager meiden!

Menschen, die uns bewundern, sind Perwoll für unser Selbstbewußtsein. Voran bringt uns der kritiklose Schmusekurs jedoch nicht. Schmeichlerische Menschen sind zumeist keine starken Persönlichkeiten – mit ihnen in Verbindung gebracht zu werden ist daher dem Image nicht förderlich.

Zweitens – und das ist eminent wichtig und entscheidend: Um voran zu kommen benötigt man starke Berater! Keine Steigbügelhalter oder Claqueure! Solche, die selbstbewußt sind, Kritik zu üben, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Die uns inspirieren, uns weiterzuentwickeln. Die uns zu Höchstleistungen anspornen- weil sie eben nicht schon den ersten Entwurf genial finden. Und die genügend Distanz zu uns haben und uns damit stetig motivieren.

-ENDE-

 

Heiko Schomberg

 

 

 

 

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um einen Vortrag, den der Autor bei einer Fortbildungsveranstaltung der Kunze-Böcking-Personalberatung GmbH gehalten hat, und der auf dem vom Autor sehr zu empfehlendem Buch "Image- Design. Die hohe Kunst der Selbstdarstellung." von Doris Märtin (erschienen 2000 im Heyne-Verlag München zum Preis von EURO 8,95 ,-- ) basiert. Er wurde für corpsstudentische Belange angepaßt

 

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