Stadtverbandsvorsitzender Heubel
gibt auf dem Parteitag Richtlinien vor
CDU will die Nummer eins sein
23.02.2003
Von Christian Link
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Marburg-Michelbach. Geschlossenheit und Herausarbeitung des
eigenen Profils sind die beiden Zauberworte der Marburger CDU für die restliche
Kommunalwahlperiode. Ob dieses Programm allerdings dafür reichen wird, die kommende
Oberbürgermeisterwahl 2005 wieder für einen Kandidaten aus dem bürgerlichen Lager zu
entscheiden, bleibt fraglich. Stadtverbandsvorsitzender Christian Heubel gab sich
zumindest diesbezüglich auf dem gestrigen Parteitag der Marburger Christdemokraten im
Bürgerhaus Michelbach kämpferisch. In einer ansonsten eher zurückhaltenden Rede
forderte er seine Parteifreunde auf, alles zu tun, um der CDU auch weiterhin einen Platz
in Hauptamtlichen Magistrat zu sichern.
Sie
wollen, dass ihre Partei auch weiterhin den Oberbürgermeister in Marburg stellt (von
links): Stadtverbandsvorsitzender Christian Heubel, Stadtverordneter Hermann Heck, die
Landtagsabgeordneten Anne Oppermann und Frank Gotthardt, der stellvertretende
Fraktionsvorsitzende Dr. Reimer Wulff, der Marbacher Ortsvorsteher Peter Zöfel,
Fraktionsvorsitzender Jürgen Rehlich und Stadtverordnete Hannelore
Gottschlich. (Foto: Link) |
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Zum
Auftakt der Veranstaltung erklärte der Vorsitzende des Kreisverbandes, Frank Gotthardt,
bereits, die CDU müsse den Anspruch haben, die Nummer Eins im Landkreis
Marburg-Biedenkopf und in der Universitätsstadt zu sein. Gotthardt: "Wir stellen in
Marburg zwar einen Oberbürgermeister, haben aber noch nicht die Mehrheit im
Stadtparlament".
Die wichtigste Voraussetzung dafür formulierte Heubel in seiner anschließenden Rede:
"Wer immer auch für uns in den Oberbürgermeister-Wahlkampf geht, muss die
uneingeschränkte Unterstützung der Partei haben". Für das Erreichen dieses Ziels
müsse sich die Partei auch strukturell verändern. "Von manchem alten Zopf werden
wir uns dabei trennen müssen", so Heubel.
"Das eigene Profil schärfen"
Auch ansonsten zeigte sich der Vorsitzende reformbereit. Heubel: "Wir müssen unser
eigenes Profil schärfen". Dies müsse vor allem ein Gegenkonzept zu Rot-Grün sein
und eine "stetige und ganz verlässliche Politik für die Stadt Marburg"
beinhalten.
Dem politischen Gegner hatte Heubel zuvor vorgeworfen, "Marburg wieder zu einer links
orientierten Kleinstadt zu machen", in der es bald nur noch Second-Hand-Shops für
Fahrräder und Schuhe gebe. Vor allem die Verkehrspolitik der rot-grünen Koalition im
Stadtparlament geriet in Heubels Rede, aber auch in den Redebeiträgen seiner
Parteifreunde, immer wieder in die Kritik. Ebenso wurde Verkehrsdezernent und
Oberbürgermeister-Anwärter Egon Vaupel (SPD) in diesem Zusammenhang oft und gerne mit
Spott bedacht.
Dass Heubel derzeit für viele in der Partei der Richtige zu
sein scheint, um solche Veränderungen und den endgültigen Generationswechsel
durchzuführen, wurde während der Mitgliederversammlung deutlich. So
bekannte sich beispielsweise Heiko Schomberg ganz eindeutig zu seinem Vorsitzenden:
"Ich bin zuversichtlich, dass wir unter Christian Heubel den Kampf um die Partei der
Jugend gewinnen werden", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Ortsverbands
Marburg/Süd. [Hervorhebung HS]
Weiter ging da nur noch Hans Dittmar vom Ortsverband Wehrda, der Heubel eine "echte
Alternative zu Vaupel" nannte und zumindest eine mögliche Kandidatur des
Stadtverbandsvorsitzenden bei der kommenden Oberbürgermeisterwahl anklingen ließ.
Forderung, endlich Farbe zu bekennen
Zum Thema selbst äußerten sich aber weder Heubel noch die anderen Mitglieder der
Parteispitze. Der Redebeitrag des amtierenden Oberbürgermeisters Dietrich Möller klang
dagegen wie eine Forderung, endlich Farbe zu bekennen, auch wenn das Stadtoberhaupt selbst
behauptete, "nur ganz vorsichtig an der Diskussion teilnehmen zu wollen".
Mut müsse man in der Politik haben, sagte Möller, und man dürfe sich nicht von
Umfrageergebnissen abschrecken lassen. "Wer der Statistik hörig ist, der wird eine
Panne erleiden", so der ehemalige Vorsitzende des Stadtverbands. Er selbst sei bei
seiner ersten Kandidatur zum Oberbürgermeister 1993 mit einer CDU angetreten, die nur 26
Prozent der Stimmen bei den Kommunalwahlen erhielt. Dennoch ist Möller seitdem im Amt.
Außerdem gab Möller seinem Nachfolger im Stadtverband den Rat, sich auf zwei bis drei
richtig formulierte Ziele zu konzentrieren. "Für einen zukunftsweisenden Vorschlag
kriegt man im Parlament immer die Mehrheit, man darf nur nicht Schmalspur fahren",
sagte Möller und schlug in die selbe Kerbe wie zuvor Kreistagsabgeordneter Konrad Werner,
der ebenfalls klare Ziele forderte.
Ob der Stadtverband seinen Vorsitzenden als nächsten bürgerlichen Kandidaten für das
Amt des Marburger Oberbürgermeisters aufstellen wird, kann derzeit also nur geraten
werden. Eine dahingehende Entscheidung steht aber wohl noch in diesem Jahr an.
Pressesprecher Marian Zuchow stellte auf Anfrage in Aussicht, dass im Herbst diesen Jahres
die Bestimmung eines Kandidaten wahrscheinlich sei.
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