Rheinische Post Mönchengladbach
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Mönchengladbach, den 03. März 2003

- Leserbrief via eMail -

"Der König ist tot - lang' lebe der König!"

 

Der kurz kreißende Berg gebar Zettel-Ewald!

 

Der hat nach Erfolg-Misserfolg-Hopping hoffentlich den Magath-Reifegrad erreicht und garantiert Borussia Mönchengladbachs Verbleib in der Ersten Fussballbundesliga! Mir ist es als "einfaches Miglied" - im Gegensatz zum feinen Charakter Meyer, dem "väterlichen Freund" (C. Hochstätter) - durchaus vergönnt, nachzutreten, was ich hiermit mit Wollust tue!

 

Charakterlich mobile Söldner wie beispielsweise Herr Münch haben in Allianz mit dem Boulevard und Herrn Schütz geschafft, dass Herr Meyer zurücktrat, was ich immer noch sehr persönlich nehme! Jetzt also Ewald Lienen; wir alle müssen ihn unterstützen, damit Borussia den Klassenerhalt schafft. Doch mit dem Ende der Ära Meyer am Bökelberg, fühle ich mich düpiert! Man hatte sich so an ihn gewöhnt, eine wohltuende Alternative zu all' den Neururers dieser Welt. Entgegen meiner positiven und völlig unzutreffenden Prognosen beim RP Draht vom (URL), hätte ich Hans Meyer immer noch zugetraut, das er die halbtote Mannschaft wiedererweckt - und sie hat ja zum ersten Mal seit Menschengedenken einen zweimaligen Rückstand wieder aufgeholt - so spielt keine Mannschaft, die gegen den Trainer spielt!

 

Entscheidend für das Erhalten der Klasse wird das direkte Abschneiden gegen die Konkurrenten die unten stehen sein: Jedes Spiel ein Endspiel um den Klassenerhalt. Und als solche müssen sie von Lienen und der Mannschaft sowie dem Umfeld begriffen und angenommen werden. Übrigens: Der stetig umstrittene Peter van Houdt fehlt der Mannschaft: Er hat durch sein manchmal semigelugenes "Herumgewusele" immer die Freiräume für die anderen Offensivkräfte geschaffen. Und kein anderer Spieler ausser Marcelo Pletsch charakterisiert die Meyerära so sehr wie der Belgier van Houdt. Sie sind der Gegensatz zu zahn- und morallosen Profis wie Münch, Ketelaer (der auch Meyers Liebling war, bevor er den für sich falschen Weg einschlug!) und andere.

 

Die "gute alte Zeit" (die es vielleicht nie so gab) kehrt nicht mehr zurück. Alle müssen für BMG einstehen und dennoch schüttelt es mich schon jetzt: Lienen, der die Kraft hat mit der Mannschaft drin zu bleiben, wird etwaige Niederlagen regelmäßig auf die Schiedsrichter, den Rasen, die gegnerischen Balljungen schieben. Aber vielleicht hat er auch hier gelernt, denn "ein Profi stellt sich selber immer in Frage und überlegt, was er besser machen kann" (Ewald Lienen am 02. März 2003). Ausserdem werden mir die meyerischen Moonboots fehlen....(URL)

 

Vielleicht entspricht all' das, was von Seiten der Presse und der Fans in den letzten Wochen geschah einfach der rheinischen "Hossiana!"-"Steinigt-ihn!"-Mentalität. Doch Eisenhans drehte der Presse zum letzten Mal eine lange Nase - und das war auch gut so. Nach der Dauerfehde mit der Boulevardpresse und anderen Vertretern der schreibenden Zunkft, konnte der "Trainer-Tyrann" nochmal zeigen, das er es ernst meint. Wie Robert Peters in de RP-Kommentar vom 03. März 2003 richtig schrieb ("Hut ab, Herr Meyer"), er hat gezeigt, das er anderes ist und eine ehrliche Haut.

 

Über die Macht des Boulevard brauche ich kein Wort zu verlieren, das hat der völlig überschätzte Heinrich Böll schon treffender getan. Selbst O.E. Schütz zieht den Hut vor der Scheidung nach gladbacher Art, kann aber dennoch seine tiefe Genugtuung über den Rücktritt von Hans Meyer nicht verhehlen! ("Es war seine letzte Pressekonferenz. Am Sonntag übernahm Ewald Lienen."). Cui bono, Herr Schütz!?!?

 

Man kann - zynisch zugespitzt - nur hoffen, das sich BILD und andere, ein neues Opfer suchen und Marcelo Pletsch aus der ersten Elf schreibt. Pletsch ist das Pendant zu Meyer im Team, "der Mann mit der Kreisligatechnik und dem Weltklasse-Kämpferherz" (URL) Eine Suggestion, ein romantischer Hauch im modernen Fussballgeschäft! Eine Idee, dass Attribute wie Charakterfestigkeit, Ehrlichkeit und eigene Meinung noch einen Platz in diesem Business haben.

 

Naja - scheinbar gibt es kein Märchen mehr am Niederrhein! Vielleicht geschieht zweierlei Wunder: Wir dürfen nächstes Jahr Herrn Meyer wieder am Bökelberg bei einer Bundesligabegegnung begrüssen und als Trainer eines anderen Teams hochleben lassen, wie einst die Fans von Twente Enschede es taten: 1. Hätte die Borussia dann die Liga erhalten und 2.) Hätte Schalke 04 und Rudi Assauer den liebenswerten Griesgram umgestimmt, seinen Talentspäherkontrakt mit uns ein Jahr ausgesetzt und ihm ein Geschenk gemacht, das er verdient: Das einjährige Agieren auf europäischer Ebene zum definitiven Ende seiner Karriere: Lieber nochmal ein Jahr AC Milan und FC Valencia als Rosenzüchten im ehemaligen Zonenrandgebiet!

 

P.S.: Diesen Leserbrief habe ich schnell in einem Internet-Cafe verfasst - etwaige Flüchtigkeitsfehler bitte ich zu entschuldigen!!!!

 

Mit freundlichen Grüssen Heiko Schomberg, z.Zt. Mönchengladbach 

 

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