Der Offenbarungseid am 30. August 1999. "Wir haben die Wahl zwischen Pest oder Cholera"(Jakobs). Ich werde nicht klüger und schaue mir das Spiel auch noch live an. Und ewig grüßt das Tabellenende! Wie sagte schon Harald Schmidt vor einer handvoll Tagen, am 26. August 1999, in seiner Late-Night-Show: "Wie heißt das Trauerzentrum des Mannes?! Ja, Mönchengladbach!"

Im Moment zuzugeben, man sei Kannibale und habe 44 Menschen verspeist, implizierte weniger Sozialunverträglichkeit, als das Geständnis, man sei Fan von Borussia Mönchengladbach ohne Mitglied von STAB (Selbsthilfegruppe traumatisierter Borussia-Anhänger) zu sein.

Wenn es nicht Angst oder unverständliche Furcht ist, mit der einem begegnet wird, dann Mitleid. Selbst bei der Arbeit muß man sich nicht mehr von Eintracht- oder FC-Fans verhöhnen oder verlachen lassen – nicht mehr auf dieser Stufe des gesellschaftlichen "Mit"einanders bewegt man sich – man läßt sich trösten. (Stimme aus dem off: "Auch in der Regionalliga wird guter Fußball gespielt"). Geh hinweg, du dunkler Schatten! Bonhoff (Plakatwände tauchen auf – vom Mythos, der sich die Blöße gibt bis zum treffenden: SCHLUSS MIT LUSTIG!") ist Borusse und wird zurücktreten. Und was kommt dann?! Ein Wunder wie der Griff zu Bernd Krauss nicht denkbar, Höchststrafen bei diesem Präsidium nicht nur vorstellbar (der Ex-Trainer vom VfB Leipzig – bringt Regionalligaerfahrung mit und weiß: "Lebbe ged weidde"), Magath wird das Nürnberg-Wunder nicht zwingend wiederholen und von Neururer kenne ich nur seine Spielsucht. Endzeit am Bökelberg. Und dann die diffuse Lust, gegen Alemannia doch nach Jlabbach zu fahren und auf einen Aufbruch zu hoffen, egal mit wem, nicht nur Demokratie heißt Wechsel, es muß rappeln in der Kiste. Ein öffentlichkeitswirksamer Selbstdarsteller mit Fußballverständnis und Kopfmassage plus Schleiferqualitäten, der seinen Frieden mit Polster macht. Und dieser Medien-Kanzler-Adept hat dann als Gegenleistung ein Tor pro Spiel abzuliefern!

Eigentlich sollten wir die "Guinessbook"-würdige Leistung zu schätzen wissen! Benötigten wir in Liga 1 noch endlose 9 Spieltage für die Rote Laterne, so gelang es uns jetzt schon nach dreien! Das hat selbst das Über-und Anti-Kaiserlautern Nottigham Forrest (Austieg von der zweiten englischen Liga in die Premiere League, dann Meister und im Jahr darauf Europacup der Meister, 1980 – ein paar Jahre später Durchmarsch von der ersten in die dritte Liga!!!!) nicht geschafft. Also Kopf hoch! So oder so schreiben wir wieder Fußballgeschichte. Es darf nur kein Mittelmaß bei ´rum kommen, daß wir jetzt schnell den Anschluß an das Mittelfeld der zweiten Liga finden, am Ende vor dem Wiederaufstieg stehen und der, wie Alt-Bundes-Berti es prognostizierte (fatal, fatal), nur deshalb nicht erreicht wird, weil einem die Punkte aus dem desolaten Saisonbeginn fehlten. Wir spielen niemals auf Asche?!?!?!?!

Heiko Schomberg.