Die Dokumentation über ABB

Ende einer Ära

Kommentar zum Berti Vogts' Rücktritt

Von Rainer Kalb

München (sid). Er war ein alter Borusse und Ziehsohn des Dickkopfes Hennes Weisweiler. Auch der konnte nicht verlieren, und auch der erkannte die Zeichen der Zeit nicht und wurde von ihr überrollt, wurde in Köln, trotz aller Triumphe, am Ende entlassen.

Als Vogts zum zweiten Mal eine Mannschaft bei einer Weltmeisterschaft nicht über das Viertelfinale hinausbrachte, dachte er noch, er könne sich mit seinem Fachwissen und seinen Konzepten zur Nachwuchsarbeit in eine weitere vierjährige "Legislaturperiode" retten. Er übersah, daß er im Gegensatz zu seinem "Männerfreund" Helmut Kohl nicht nur alle vier Jahre auf dem Prüfstand steht, sondern fast jeden Monat. Und er übersah, daß kein Bundespresseamt für ihn trommelt.

Damit hier keine Dolchstoßlegende aufkommt: Vogts ist nicht an den Medien gescheitert, obgleich selbst die, die davon profitierten, seinen Grundsatz, im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht mit den Mächtigen zu kungeln, nie sonderlich honoriert haben. Da war es allemal billiger, sich über Floskeln, Phrasen und Aussprache zu mokieren.

Vogts ist gescheitert, als er auf öffentlichen Druck hin seine Geradlinigkeit verlor. Als Trainer des Europameisters hatte er zumindest eins: Glaubwürdigkeit. Doch als er Matthäus zurückholte, als er vor Effenberg in die Knie ging, hatte er sich ausgeliefert. Wie sehr dies sein eigenes Nervenkostüm beschädigt hatte, zeigte die Reaktion nach dem Aus gegen Kroatien: Der grundsolide Sportsmann Berti Vogts vergaß jedes Fairplay und machte Fifa und Schiedsrichter für die Niederlage verantwortlich.

Mit einem Verzweiflungsschlag wollte er den gordischen Knoten zerschlagen: Neue Mannschaft, neues System, neuer Leithammel. Doch als Bierhoff, 1996 zufällig ins Team gerückt, ihm schon vor der Malta-Reise in den Rücken fiel, als Effenberg erklärte, man müsse abwarten und schauen, euphorisch sei er nicht, da war klar: Dieser Trainer hatte keine Chance mehr.

Diese Mannschaft auf Malta, die ein Neubeginn sein sollte, spielte zwar nicht gegen Vogts, aber gewiß nicht für Vogts. Wie widerwillig sie sein neues System umsetzte, war jedermann greifbar. Zieht die Mannschaft aber nicht mit, hat kein Trainer eine Chance. Wenigstens diese An- und Einsicht dürften Bundesliga-Trainer und -Manager, die mit ihm manchen Strauß ausgefochten haben, mit ihm teilen.

Vogts war nicht immer lernfähig, zum Schluß hat das Leben ihm seinen grausamen Lernprozeß aufgezwungen.

Berti Vogts übernahm die Verantwortung für die Nationalmannschaft 1990. In 102 Länderspielen verzeichnete er 67 Siege, 23 Unentscheiden und zwölf Niederlagen. Der frühere Mönchengladbacher Nationalverteidiger führte Deutschland zum Gewinn der Europameisterschaft 1996 in England und wurde im selben Jahr durch Bundespräsident Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Berti Vogts - Abschied von seinem Traumposten

Zweiter WM-Fehlschlag wurde sein Schicksal

Neuss (sid). Berühmt wurde Hans-Hubert Vogts, den ganz Fußball-Deutschland eigentlich nur "Berti" nennt, in seiner aktiven Zeit als unerbittlicher rechter Verteidiger. Unter seinem Mentor Hennes Weisweiler avancierte der vom Talent bei weitem nicht so reichlich gesegnete Vogts als großer Kämpfer und erbittlicher "Terrier" zum Leistungsträger bei Borussia Mönchengladbach, wurde Nationalspieler und Weltmeister. Für den Vollwaisen Berti Vogts war Weisweiler eine Art Ersatzvater.

Nach Ende seiner aktiven Karriere trat Publikumsliebling und Musterprofi Vogts als Nachwuchstrainer in die Dienste des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Sehr schnell entwickelte der in Büttgen am Niederrhein geborene Vogts Konzepte für die Nachwuchsförderung, sah frühzeitig die Gefahren für den deutschen Fußball. Aber Vogts mußte sich als einsamer Rufer in der Wüste vorkommen. Seine Warnungen wurden in den Wind geschlagen.

Selbst als der gelernte Werkzeugmacher das Bundestrainer-Amt 1990 als Nachfolger von "Lichtgestalt" Franz Beckenbauer übernommen hatte, blieb sein Einfluß lange Zeit eher gering. Vogts tat sich schwer, aus dem Schatten des "Kaisers" zu treten. Ihm fehlte einfach die Aura im Vergleich zum Lebemann Beckenbauer. Erst der EM-Triumph 1996 schien die endgültige Abnabelung des Hans-Hubert Vogts gewesen zu sein.

Doch der Erfolg von London erwies sich am Ende als Pyrrhussieg. Wie schon 1994 gelang es dem Bundestrainer nicht, eine erfolgreiche WM-Formation auf die Beine zu stellen. Wie in den USA scheiterte er auch vier Jahre später in Frankreich im Viertelfinale. Der zweite Weltmeisterschafts-Fehlschlag wurde ihm zum Verhängnis. Vier Jahre zuvor war Vogts aufgrund der Rücktritts-Aufforderung durch die Bild-Zeitung in der öffentlichen Meinung Mitleid und Verständnis zuteil geworden. Vogts mutierte fast zum "Märtyrer" und blieb im Amt.

Aber schon damals dachte der Fußballehrer aus Passion daran, den Bettel hinzuschmeißen. Erst die persönliche Fürsprache durch keinen Geringeren als Bundeskanzler Helmut Kohl, der ihn im Urlaub in einem Telefonat aufgemuntert hatte, führte zum Weitermachen.

Vier Jahre später hätten selbst die Worte Kohls, des ehemaligen Mittelläufers von Phönix Ludwigshafen, nichts mehr bewirkt. Vogts wußte, daß seine Uhr abgelaufen war. Angegiftet und angegriffen von vielen Führungspersönlichkeiten des deutschen Fußballs, selbst von seinem "Ziehvater" Egidius Braun als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) stückweise fallengelassen, war er am Ende chancenlos. Die veröffentlichte Meinung tat ihr übriges.

Der "gute Mensch aus Kleinenbroich" ist nach achtjähriger Amtszeit gescheitert. Vogts hatte nach der WM-Pleite gegen Kroatien keinen Kredit mehr, offenbarte allerdings auch Konturlosigkeit. Er verließ seinen eingeschlagenen Weg, ließ sich auf zu viele Kompromisse ein. Die Rückkehr von Stefan Effenberg sorgte beispielsweise nicht für die Wende zum Besseren, sondern leitete am Ende sogar Vogts' Demission ein. Bei den enttäuschenden Leistungen der neuformierten deutschen Auswahl auf der einwöchigen Länderspielreise nach Malta gehörte "Effe" zu den Negativ-Protagonisten. Vogts mußte Abschied von seinem Traumposten nehmen!

"Ich habe Respekt vor dieser Entscheidung "

Stimmen zum Rücktritt von Berti Vogts

Düsseldorf (sid/rpo). Der Bundestrainer ist zurückgetreten und Deutschlands Sportprominenz, Spieler, Trainer, Manager und Funktionäre nehmen dazu Stellung:

Franz Beckenbauer: "Da gibt es nur einen: Jupp Heynckes. Er ist vertraglich ungebunden und hat genügend internationale Erfahrung."

Michael Meier (Manager von Borussia Dortmund): "Ich habe Respekt vor dieser Entscheidung, besonders vor dem Hintergrund, daß er gesagt hat, er wollen noch einmal angreifen. Ich sehe es so, daß er persönliche Interessen hintenangestellt hat und mehr an die Zukunft der Nationalmannschjaft gedacht hat. Der Druck auf Berti Vogts ist zu groß geworden."

Rudi Völler (Ex-Nationalspieler und Sportdirektor von Bayer Leverkusen): "Schade, das es so gekommen ist, aber der Druck auf Berti Vogts ist zu groß geworden. Vor allem, wenn man die letzten Attacken in der Presse gesehen hat. Das hat das Faß sicherlich zum Überlaufen gebracht."

Rudi Assauer (Manager von Schalke 04): "Nur soviel: Respekt vor dieser Entscheidung."

Mario Basler (Bayern München): "Das kam schon sehr überraschend. Es war auch nicht einfach für Berti Vogts. Vielleicht war es für ihn das beste, was er machen konnte. Er mußte in den letzten Wochen ja auch viel aushalten. Ich kann ihn verstehen. Ich habe keinen Lieblingstrainer, Jupp Heynckes ist aber ein Fachmann, der wäre ein Kandidat. Auch Otto Rehhagel ist ein Kandidat, aber er hat ja noch einen laufenden Vertrag bei Kaiserslautern. Der DFB muß wissen, was er tut."

Oliver Kahn (Bayern München): "Da kann ich noch gar nichts dazu sagen. Das ist alles ganz neu. Da muß ich erst einmal drüber nachdenken."

Thomas Helmer (Bayern München): "Ich habe ihn selten so nachdenklich oder frustiert gesehen wie nach dieser Reise. Es tut mir leid, daß alles für ihn so endet. Ich bin mit Berti Vogts Nationalspieler geworden."

Wolfgang Overath (Ex-Nationalspieler): "Mit tut das für Berti Vogts unheimlich leid. Der Druck ist so stark geworden, das Berti damit einfach nicht mehr leben wollte. In so einer Situation trennt man sich immer am schnellsten vom Trainer, aber die Mannschaft muß sich nach den katastrophalen Leistungen von Malta fragen, ob sie nicht die alleinige Schuld an diesem Schritt trägt. Sie hat Berti Vogts im Regen stehen lassen. Danach eskalierte der Druck, an der gesamten Entwicklung trägt nicht Berti Vogts allein die Schuld."

Oliver Bierhoff (AC Mailand): "Ich kann den Schritt irgendwie nachvollziehen. Er hat sich schon vorher viele Gedanken gemacht und auf Malta gespürt, daß es Spannungen gibt. Die Mannschaft war nicht so weit, das durch Leistung auszugleichen. Ich kann das schon verstehen, er hat viel getan für den deutschen Fußball, aber er hat Familie, und hat sich bestimmt gefragt, muß ich mir das weiter antun und die Prügel einstecken?"

Ottmar Hitzfeld (Trainer Bayern München): "Es kam zu diesem Zeitpunkt sehr überraschend für mich, weil er gesagt hat, daß er die EM-Qualifikation machen will. Der Druck von der Öffentlichkeit war aber sehr groß, und deshalb kann ich ihn verstehen. Das wird sich nicht negativ auf die Nationalmannschaft und ihre Chancen für die Zukunft auswirken. Zu einem möglichen Nachfolger möchte ich mich nicht äußern."

Roland Schmider (Präsident Karlsruher SC): "Ich persönlich bedaure diesen Schritt. Es tut mir leid, aber ich kann seine Reaktion nachvollziehen. Berti wollte sich das Ganze eben nicht mehr antun. Das kann ich verstehen, denn er muß bei der ganzen Geschichte auch an seine Familie denken. Ich denke, er war ein Trainer, der es nicht einfach hatte."

Hubert Kessler (Präsident 1. FC Kaiserlautern): "Stimmt das wirklich? Es war sein persönlicher Entschluß. Ich möchte das nicht kommentieren. In DFB-Geschichten sollten sich die Klubs nicht einmischen."

Otto Rehhagel (Trainer 1. FC Kaiserslautern): "Dazu nehme ich keine Stellung. Ich befasse mich nur mit unserem Spiel in Stuttgart."

Rolf Rüssmann (Manager Borussia Mönchengladbach): "Das ist für alle die beste Lösung. So kommt Berti Vogts noch gut aus der Geschichte heraus. Jetzt kann der DFB neu anfangen, mit wem allerdings, das ist nicht mein Problem."

Wilfried Jacobs (Präsident Borussia Mönchengladbach): "Ich habe Verständnis für die Entscheidung von Berti Vogts. Allerdings kam sie zu spät. Berti Vogts hat seine Rolle als Trainer engagiert wahrgenommen. Aus meiner Sicht wäre Jupp Heynckes als Nachfolger eine gute Lösung für den Neuaufbau."

Christoph Daum (Trainer Bayer Leverkusen): "Zunächst muß ich mein tiefstes Bedauern aussprechen. Berti Vogts ist ein Mensch, der maßgeblichen Anteil am Erfolg des deutschen Fußballs in den vergangenen zwanzig Jahren hat. Er hat unter anderem viele Nationalspieler geformt. Ich möchte zunächst Danke sagen. Berti Vogts hatte sich mit Leib und Seele dem DFB verschrieben. Er gibt eine Berufung auf. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, wie es derzeit in ihm aussieht. Eigentlich paßt diese Entscheidung nicht zu ihm, weil er sich Problemen stets gestellt hat. Ich kann mir auch vorstellen, daß der DFB in Bezug auf den Nachfolger von dieser Entwicklung überrascht wurde. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß Franz Beckenbauer das zumindest interimsmäßig macht, weil er sich seiner Verantwortung für den deutschen Fußball bewußt ist."

Winfried Schäfer (Trainer VfB Stuttgart): "Man muß sich in seine Lage versetzen und sehen, was in den letzten Tagen und Wochen über ihn hereingebrochen ist. Schade, daß er geht. Er ist ein sehr guter Trainer. In dieser Situation sollte man seine Erfolge herausstreichen und nicht vergessen."

Fredi Bobic (VfB Stuttgart): "Ich denke, er wollte sich das nicht länger antun. Die ganze Geschichte ging zu sehr ins Persönliche. Für mich ist es schade, ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihm."

Lothar Matthäus (Bayern München): "Es ist die richtige Entscheidung, leider zum falschen Zeitpunkt. Im Nachhinein gesehen, glaube ich, daß es besser gewesen wäre, wenn Berti Vogts gleich nach dem Scheitern in Frankreich Schluß gemacht hätte."

DFB-Vizepräsident Gerhard Mayer-Vorfelder: "Ich respektiere die Entscheidung des Bundestrainers. Berti Vogts hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft viele Jahre erfolreich trainiert, ich hätte ihm auch den Neuaufbau zugetraut", sagte der Ligaauschußvorsitzende und Präsident des Bundesligisten VfB Stuttgart. "Angesichts des großen öffentlichen Drucks und den zum Teil sehr unfairen Angriffen, denen sich Berti Vogts nach der WM in Frankreich ausgesetzt sah", habe er aber Verständnis dafür, daß Vogts sein Amt nicht weiter ausüben möchte.

Zahlen

67 Siege, 23 Unentschieden, 12 Niederlagen

Berti Vogts: Geboren am 30. Dezember 1946 in Büttgen. - Familienstand: Verheiratet seit 1979, ein Sohn (Justin).
Vereine: VfR Büttgen (1954 bis 1965), Borussia Mönchengladbach (1965 bis 1979).

Als Spieler: Bundesligaspiele: 419 (33 Tore). - Länderspiele: 96 (1 Tor). - Länderspieldebüt am 3. Mai 1967 gegen Jugoslawien (0:1).
Weltmeister 1974, Uefa-Cup-Sieger 1975 und 1979, Deutscher Meister 1970, 1971, 1975, 1976 und 1977, DFB-Pokalsieger 1973.
Als Trainer: Europameister 1996, Vize-Europameister 1992, U-16-Europameister 1984.
Ehrungen: Deutschlands Fußballer des Jahres 1971 und 1979. - Bilanz als Bundestrainer seit 1990: 102 Spiele/67 Siege, 23 Unentschieden und zwölf Niederlagen (206:86 Tore).

Die Bundestrainer-Stationen des Berti Vogts

9. Juli 1990: Amtsantritt als Bundestrainer als Nachfolger von Franz Beckenbauer einen Tag nach dem 1:0-Sieg Deutschlands im WM-Finale gegen Argentinien

29. August 1990: Erstes Vogts-Länderspiel als Bundestrainer: 1:1 in Lissabon gegen Portugal

5. Juni 1991: Erste Vogts-Niederlage als Bundstrainer: 0:1 im EM-Qualifikationsspiel in Cardiff gegen Wales

26. Juni 1992: Deutschland verliert das EM-Finale in Göteborg sensationell gegen den krassen Außenseiter Dänemark 0:2

14. April 1993: "Vogts-raus"-Rufe beim 6:1-Sieg gegen Ghana in Bochum

12. Oktober 1993: DFB-Präsident Egidius Braun verlängert den Bundestrainer-Vertrag mit Vogts auf unbestimmte Zeit. Eine Trennung ist nur im beiderseitigem Einvernehmen möglich.

28. Juni 1994: Vogts wirft Stefan Effenberg nach der "Stinkefinger"-Affäre nach dem Südkorea-WM-Vorrundenspiel aus der deutschen Mannschaft. "Solange ich Bundestrainer bin, wird Stefan Effenberg nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen", erklärt er.

10. Juli 1994: Deutschland scheidet im WM-Viertelfinale in New York gegen Bulgarien (1:2) aus.

12. Juli 1994: Die Bild-Zeitung fordert Vogts offen zum Rücktritt auf

7. September 1994: Deutschland gewinnt das erste Länderspiel nach der WM-Pleite mit 1:0 in Rußland

29. Mai 1995: Vogts erklärt die Nationalmannschaftskarriere von Lothar Matthäus für beendet. "Solange ich Bundestrainer bin, wird Lothar Matthäus nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen", erklärt er

30. Juni 1996: Deutschland wird durch ein 2:1 in der Verlängerung in London gegen Tschechien zum dritten Mal Europameister. Oliver Bierhoff schießt das "Golden Goal" in der Verlängerung

11. Mai 1998: Vogts reaktiviert Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus

4. Juli 1998: Deutschland scheidet im WM-Viertelfinale mit 0:3 gegen Kroatien aus. Vogts deutet hinterher Verschwörungs-Theorien an, greift den Fußball-Welt-Verband und den norwegischen Schiedsrichter Pedersen an

5. Juli 1998: Vogts erklärt, daß er als Bundestrainer weitermacht

13. August 1998: Vogts reaktiviert nach einem Gespräch in München Stefan Effenberg, verzichtet aber zukünftig auf Lothar Matthäus

24. August 1998: Vogts nominiert sein 24köpfiges Aufgebot für das Trainingslager auf Malta mit acht Neulingen

2. September 1998: Deutschland bezwingt nach schwacher Leistung Malta mit 2:1

5. September: Deutschland trennt sich nach wiederum nicht überzeugenden Vorstellung von Rumänien 1:1. Vogts will weitermachen: "Ich habe eine Auftrag, den will ich erfüllen."

7. September: Vogts tritt nach achtjähriger Amtszeit zurück.


"Jetzt ist alles offen, frei und fröhlich"

Berti Vogts begründet seinen Rücktritt

Hamburg (sid). Mit schonungsloser Kritik an den Medien ging Berti Vogts nach seinem Rücktritt als Bundestrainer nun an die Öffentlichkeit. "Wichtig ist, daß die Nationalmannschaft funktioniert, daß die EM-Qualifikation geschafft wird. Die Blockade Berti Vogts ist jetzt für alle weg", erklärte der 51jährige in der der Zeitschrift Sport-Bild.

Vogts, der am Montag seinen Rücktritt erklärt hatte, nahm nochmals zu den Hintergründen für seinen Entschluß Stellung. "Sie wissen doch, daß einige Journalisten beim gemeinsamen Essen am Donnerstag den Spielern mitteilten: 'Ihr könnt gegen Rumänien 3:0 oder 4:0 gewinnen. Es gibt so lange Prügel, wie Vogts Bundestrainer ist.' Man muß das richtig deuten. Aber jetzt ist alles offen, frei und fröhlich. Es wird wieder gelacht. Und ich finde meine Menschenwürde wieder zurück."

Dem Ex-Coach fiel der Rücktritt, den er DFB-Präsident Egidius Braun am Montag telefonisch mitgeteilt hat, allerdings nach eigenen Worten dennoch sehr schwer. "Ich habe es schweren Herzens getan, aber es mußte so sein. Es ist nicht einfach für ihn und für mich, wenn man 19 Jahre zusammen gegangen ist. Die gesamte Arbeit, die ich gemacht habe, wird eh nicht honoriert. Wenn ich nur an die Jugendprojekte denke. Das alles interessiert in Deutschland nicht", meinte Vogts verbittert.

Die heftigen Angriffe gegen seine Person haben den ehemaligen Chefcoach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schwer mitgenommen: "Ein bißchen Menschenwürde möchte ich noch behalten. Zuviel schon hat man mir gestohlen. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, wo man sich entscheiden muß", äußerte Vogts.

Einen neuen Posten will er vorläufig nicht antreten. "Ich werde eine Pause machen. 19 Jahre DFB, das von morgens bis abends. Nur unterwegs. Ich will erst mal in Ruhe über vieles nachdenken, Zeit für die Familie haben", sagte Vogts.

Der Weltmeister von 1974 ist davon überzeugt, daß die Elf des Europameisters in den ersten EM-Qualifikationsspielen in der Türkei (10. Oktober) und in Moldawien (14. Oktober) ohne ihn erfolgreich sein werde: "Sie werden beide Spiele gewinnen. Alles ist befreit. Alles freut sich. Und das ist gut so." Vogts sieht ein Fundament gelegt: "Der eine oder andere wird noch ausgetauscht. Aber wenn ich an Ballack denke oder an Reich, an Dogan. Das sind interessante Spieler."


Erich Ribbeck feierte mit Bayer größten Erfolg

Von 1978 bis 1984 bereits DFB-Trainer Neuss (sid). Der 61 Jahre alte Erich Ribbeck gilt als "Gentleman" der europäischen Trainergilde. Seit dem 28. April 1996, als er vorzeitig seinen Stuhl beim Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen wegen der drohenden Abstiegsgefahr räumen mußte, genießt Ribbeck seinen "Ruhestand".

Der ehemalige Spieler des Wuppertaler SV und Viktoria Köln zählt zu den populärsten Vertretern seiner Gilde. Von 1978 bis 1984 stand Ribbeck unter anderem in Diensten des deutschen Fußball-Bundes (DFB) und war Assistent von Bundestrainer Jupp Derwall, bervor er 1984 zu Borussia Dortmund wechselte. Seine größten Erfolge als Assistenztrainer beim DFB feierte Ribbeck 1980 mit dem Gewinn der Europameisterschaft in Italien und 1982 als Vizeweltmeister. Enttäuscht, daß nicht er, sondern Franz Beckenbauer 1984 Jupp Derwall beerbte, kündigte "Sir Erich" seinen gerade erst bis 1988 verlängerten Vertrag beim DFB.

Als Vereinstrainer feierte er bei seinem ersten Engagement bei Bayer Leverkusen 1988 den Gewinn des Uefa-Pokals. Als er 1995 erneut bei den Rheinländern einstieg, scheiterte er ein Jahr später unter anderem an Differenzen mit Ex-Nationalspieler Bernd Schuster und ging als insgesamt 220. Coach, der vorzeitig seinen Sessel räumen mußte, in die Bundesliga-Geschichte ein.

Cheftrainer war Ribbeck auch bei Rot-Weiß Essen (1967/68), Eintracht Frankfurt (1968 bis 1973), dem 1. FC Kaiserslautern (1973 bis 1978), Borussia Dortmund (1984/85) und beim deutschen Rekordmeister Bayern München (1992 bis Ende 1993). Beim Hamburger SV war er als Sportdirektor tätig.

 
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