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Extremistische Netzseiten sollen verbannt werden

Auftakt der Jugendinitiative „fairlink.de“ in Berlin · Ansprechpartner in Marburg

Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet wollen mit der Aktion „fairlink.de“ gegen Intoleranz und Rassismus im Internet aktiv werden.

von Thomas Kröger und unserer Agentur


Bundespräsident Johannes Rau hat die Internet-Anbieter aufgerufen, gegen die Verbreitung extremistischer und menschenverachtender Inhalte vorzugehen. „Im weltweiten Netz darf es keinen Platz für Rassismus und Antisemitismus geben“, sagte Rau am Mittwoch in Berlin zum Auftakt einer Initiative von Jugendlichen, die Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz im Internet bekämpfen wollen.


Die Aktion „fairlink.de“ wurde von der Jugendinitiative „Step 21“ initiiert, die von Bertelsmann, DaimlerChrysler, Siemens und zahlreichen prominenten Persönlichkeiten getragen wird. Unter der Internetadresse www.fairlink.de wird Jugendlichen eine Informationsplattform im Datennetz geboten.
Die Jugendlichen können sich mit ihren Fragen an 21 Coaches wenden. Das sind Experten aus Politikwissenschaft, Pädagogik und Jugendkultur, Vertreter der Internet-Firmen, Journalisten und Sport-Prominente. Diese Experten geben inhaltliche Anregungen, gewährleisten die fachgerechte Begleitung des Projekts und beraten die Jugendlichen.

Zu diesen Coaches gehört Heiko Schomberg, Doktorand aus Marburg. Er beschäftigt sich in seiner Doktorarbeit mit dem Thema „Rechtsextremistische Internetauftritte in der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich“.

Schomberg sagte der OP: „Das Internet ist ein nicht zu kontrollierender Informationsmarktplatz, Tauschbörse und Marketinginstrument und schafft automatisch ,Gegenöffentlichkeit’. Aber Verbote helfen wenig, es müssen einheitliche Regeln vereinbart werden.“ Interessierte Jugendliche oder auch Schulen aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf können sich per E-Mail unter info@heiko-schomberg.de an den Coach wenden.
Zum Auftakt der Aktion diskutierten etwa 60 Jugendliche im Berliner Schloss Bellevue über das Problem des Rechtsextremismus’ im Netz. Die Beiträge der Jugendlichen sollen innerhalb der kommenden zwölf Monate zusammengetragen und dann in einer Konferenz dem Bundespräsidenten vorgestellt werden.

Rau nannte es bedrückend, welche Inhalte von seriösen Internetanbietern weltweit verbreitet werden. „Hier ist eine freiwillige Selbstdisziplinierung notwendig.“ Die Zahl der vom Verfassungsschutz erfassten rechtsextremen Internetangebote sei im Jahr 2000 sprunghaft von 330 auf rund 800 gestiegen. 1996 seien es erst 32 gewesen. „Das ist eine ganz schlimme Entwicklung“, sagte Rau. Staat und Gesellschaft dürften nicht tatenlos zusehen. „Hass und Niedertracht dürfen wir nicht hinnehmen, gleich ob sie gedruckt, analog oder digital verbreitet werden.“
Um Menschenwürde, Menschen- und Grundrechte zu schützen, müssten der Nutzung der modernen Informations- und Kommunikationstechniken Grenzen gesetzt werden, betonte Rau. „Wir müssen zu Regelungen kommen, die einerseits die großartigen Möglichkeiten sichern, die uns das Internet bietet, zugleich aber dessen Missbrauch wirksam einen Riegel vorschieben.“

Besonders für junge Menschen sei das weltweite Datennetz zunehmend ein elementarer Bestandteil ihrer Erlebnis-, Gestaltungs- und Informationswelt. Rau nannte es großartig, dass die Initiative „fairlink.de“ einen Verhaltenskodex für Toleranz im Internet erarbeiten will. „Ziel von fairlink kann es nicht sein, einen Verbotskatalog für irgendwelche Inhalte zu erstellen. Der Versuch, durch Verbote und Zensur Rechtsextremismus und Intoleranz im Internet zu begegnen, ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt“, betonte „Step 21“- Geschäftsführerin Sonja Lahnstein. „fairlink.de“ will den sensiblen Umgang mit den verfügbaren Inhalten in den Vordergrund stellen.

„Das Internet ist eine Datenautobahn, die keine Verkehrsschilder und keine Vorfahrtsregeln kennt, deshalb ist es wichtig, sich dort verantwortungsbewusst zu bewegen“, beschrieben die Jugendlichen Ilona, Julia und Florian ihre Motivation.
Thomas Adler von „Fireball“ wies auf das „Hausrecht“ der Betreiber hin. Wenn man auf eindeutige Inhalte stoße, würden die Links innerhalb von 24 Stunden getilgt. Wer über eine Suchmaschine auf rechtsextremistische Seiten komme, sollte dies dem Webmaster, beispielsweise webmaster@fireball.de, mitteilen.

Originalquelle: http://www.op-marburg.de/artikel.asp?Artikel=8018, Download vom 19.Januar 2001

 

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